Im Rahmen der aktuellen Doppelausstellung „Mit der Tänzerin von Auschwitz Demokratie stärken“ gestalteten Schülerinnen unserer Schule gemeinsam mit Schulpastor R. Gehlen einen besonderen Gottesdienst. Im Mittelpunkt standen dabei zwei bemerkenswerte Frauen: die jüdische Tänzerin Roosje Glaser und eine namenlose syrische Frau aus der Bibel (Markus 7).
Die Veranstaltung wurde musikalisch von T. Grensemann bereichert, deren Gesang eine besondere Atmosphäre schuf. Die Beiträge der Schülerinnen berührten die Teilnehmenden und machten den Gottesdienst zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Intensiv hatten sich die Schülerinnen in der Woche zuvor vorbereitet. Sie hörten den Vortrag des Kurators der Ausstellung „Die Tänzerin von Auschwitz“ und nahmen an einer Führung teil. Diese Begegnung bildete die Grundlage für ihre Reflexionen über das Leid der beiden Frauen, über Widerstandskraft und Hoffnung – damals wie heute. Als Kooperationspartner begleitete die ev.-luth. Andreas-Kirchengemeinde den Themengottesdienst. Die Zusammenarbeit ist Teil ihres Weges, sich aktiv mit Antisemitismus in Kirche und Theologie auseinanderzusetzen.
Die Eindrücke der Schülerinnen zu Roosje Glaser haben sie nochmal schriftlich festgehalten:
Roosje Glaser war eine Frau, die das Leben liebte. Sie wurde 1914 in den Niederlanden geboren, voller Energie, voller Tanz, voller Freude. Sie brachte anderen das Tanzen bei, sie wollte frei sein und das Leben genießen. Doch dann kam der Krieg. Für Roosje bedeutete das: Angst, Verstecken, Verrat. Menschen, denen sie vertraute, gaben sie preis und sie wurde verhaftet. Zuerst kam sie ins Gefängnis, kam noch einmal frei, aber sie wurde wieder gefangen genommen. Dann begann ihr Weg durch die Lager Westerbork, Vught und schließlich Auschwitz.
Dort musste sie das Schlimmste erleben: Hunger, Gewalt, Tod. Die SS zwang sie, für sie zu tanzen. Doch auch wenn sie ihren Körper kontrollierten, ihre Seele konnten sie nicht brechen. Roosje tanzte nicht für sie, sie tanzte für sich selbst. Für das Leben. Für die Hoffnung, dass es noch mehr geben musste als dieses Grauen.
Sie überlebte, weil sie niemals aufgab. Am Ende des Krieges wurde sie vom Roten Kreuz gerettet. Ihre Familie war tot, ihre Welt zerstört, aber sie selbst war noch da. Und sie entschied: Ich lebe. Ich erzähle. Ich vergesse nicht.
Roosje Glaser starb im Jahr 2000. Aber ihr Leben zeigt uns bis heute, was Mut bedeutet. Dass man nicht aufgeben darf, auch wenn alles verloren scheint. Dass kein Hass die Würde eines Menschen ganz zerstören kann. Und dass selbst im dunkelsten Moment noch ein Funken Hoffnung leuchten kann.